Die Rückkehr des Hijab-Terrors im Iran

Ein solches Vorgehen erinnert an den Missbrauch der Medizin und Psychiatrie in anderen Diktaturen. Die Vereinigungen der iranischen Psychologen und Fachärzte warnen mit Nachdruck vor einem Missbrauch der Psychiatrie und Psychologie. Denn die Verwendung psychiatrischer Diagnosen zur Bestrafung von Menschen führe zu irreparablen Konsequenzen – für die betroffenen Frauen, für die Gesellschaft und für das Ansehen der Psychiatrie und Psychologie des Landes. Die Diagnose psychischer Störungen gehöre eindeutig in die Zuständigkeit von ausgebildeten Ärzten und nicht in jene von Richtern, genauso wie die Überweisung in psychiatrische und psychologische Behandlung.

Die iranische Massenbewegung „Frau, Leben, Freiheit“ hat das Terrorregime der islamischen Republik offenbar stärker an seine Grenzen gebracht als vermutet, sonst würde die Regierung nicht derart schwere Geschütze auffahren: Gegen Frauen, die einfach nur selbst entscheiden wollen, wie sie sich kleiden, gegen Künstlerinnen und Journalistinnen, die von Meinungs- und Pressefreiheit träumen, und gegen Menschen, die ihre Menschenwürde gewahrt sehen wollen.

„Erschienen am 26.07.2023 in ‚Die Presse‘.“